Wie Livetracking Leben retten kann

5 Tipps für deine Sicherheit beim Gleitschirmfliegen

Eine Vermisstenanzeige eines Vol-Biv-Piloten 2023 hat uns tief getroffen und dazu veranlasst, die digitalen Möglichkeiten zur Vorbeugung solcher Verläufe aufzuzeigen.

Der Pilot wurde zuletzt am Freitag, den 2. Juni, in der Region Salwald (Mund) im Oberwallis gesehen. Der Pilot befand sich auf dem Weg nach Chamonix, Frankreich und konnte am 11. Juni 2023 traurigerweise nur noch tot geborgen werden.

Wir haben eng mit der Polizei zusammengearbeitet und versucht, ein letztes Livetracking-Signal zu finden, aber leider ohne Erfolg. Diese bedauerliche Situation verdeutlicht die Wichtigkeit von Vorsichtsmassnahmen und korrektem Handeln in Notfällen, während des Gleitschirmfliegens.

1. Nutze Live Tracking

Livetracking ermöglicht es, deine Position in Echtzeit zu verfolgen. Dies ist nicht nur cool, sondern besonders hilfreich für Rettungsteams im Falle einer Vermisstenmeldung oder eines Unfalls.

burnair Go App mit einem Flarm/Fanet Gerät

5 Möglichkeiten für das Livetracking

  • mobiles Netz (Handy)

  • mobiles Netz und FLARM Gerät

  • mobiles Netz und FLARM/FANET Gerät

  • Handy, FANET Gerät und PMR Funk mit einem Empfänger

  • Handy, FANET Gerät, PMR Funk mit einem Empfänger plus Gerät im Iridium Netz mit SOS Knopf

burnair Map Livetracking

Wir empfehlen Standardmässig vor jedem Flug ein mobiles Livetracking einzschalten. Die Abdeckung ist heutzutage phänomenal und schlägt in viele Verlangen das FLARM & FANET Netz.

Vorteile

  • kostenlos
  • schnell umsetzbar am Handy
  • offline Zwischenspeicher

Nachteile

  • die Abdeckung ist nur im Mobilfunknetz gut
  • geringe Akkulaufzeit < 24h je nach Nutzung

Empfehlung

Artikel „Smartphone am Berg“ zum Thema Netzabdeckung in den Alpen und weitere spannende Themen.

Fliege mit FLARM/FANET

Das FANET-Netzwerk ist in vielen Regionen gut ausgebaut und eine einzelne Station kann bis zu 250 km weit senden und empfangen. Allerdings wird die Reichweite durch Hindernisse beeinträchtigt. Eine FANET-Bodenstation kann nur senden/empfangen, was sie direkt sehen kann. Befindet sich ein Pilot hinter einem Berg, wird er im Livetracking nicht erfasst.

FLARM-Geräte senden kontinuierlich ihre Position, Geschwindigkeit und Richtung über Funkwellen. Die Funktionsweise ist ähnlich wie bei FANET nur, dass die Reichweite deutlich geringer ist und bei ca. 50km liegt.
Die Signale werden von Bodenstationen empfangen, die strategisch platziert sind, um eine möglichst grosse Abdeckung zu gewährleisten.
Da aktuell FLARM grosse Probleme in der Abdeckung des Live Trackings hat, empfehlen wir die anderen Livetracking Lösungen. Details

Wo befinden sich die burnair SkyNet oder OGN Bodenstationen?

Vorteile

  • Abdeckung im separaten FANET/OGN Netz
  • Integration auf der burnair Map möglich
  • hohe Akkulaufzeit

Nachteile

  • die Abdeckung ist nur in Reichweite einer Bodenstation gut
  • Preis eines FANET Gerät

Empfehlung

Instrument zur burnair Map hinzufügen und regelmässig das neusten Update auf deinem FANET Gerät installieren.

Garmin inReach/Spot

Geräte wie das Garmin inReach im Iridium netz bietet erhebliche Sicherheitsvorteile: Er ermöglicht weltweit zuverlässige Zwei-Wege-Satellitenkommunikation, wodurch Notrufe und Standortdaten auch in abgelegenen Gebieten ohne Mobilfunkempfang gesendet werden können. Zudem bietet er eine präzise GPS-Navigation und -Verfolgung, was die Orientierung erleichtert und Rettungskräfte im Notfall schneller zum Ziel führt.

Vorteile

  • weltweite Abdeckung im Iridium Netz
  • SOS Knopf
  • Integration auf die burnair Map möglich

Nachteile

  • je nach Abo verschiedene Trackingintervalle (1min bis 10min)
  • die Kosten des monatlichen Abo und des Gerätes

PMR Funk

Vorteile

  • auf kurze Distanz (<5km) hat der Funk einen guten Empfang
  • gute Abdeckung an einem hindernisfreien, sowie hohen Punkt

Nachteile

  • geringe Reichweite <5km
  • Hindernisse verhindern schnell die Kommunikation
  • im Todesfall oder bei Bewusstlosigkeit kann das Gerät nicht genutzt werden

2. Hinterlege deine persönlichen Daten

Aktualisiere dein Profil innerhalb der burnair Map

Richtigen Namen im Profil eingeben

Dies vereinfacht im Fall der Fälle die Suche mit den Rettungskräften.

Mobilfunknummer hinterlegen

Somit können wir dich im Notfall erreichen.

Anzeige Name eingeben

Bitte wähle einen positiven und für deine Freunde gut merkbaren Benutzernamen.

Innerhalb der burnair Map unter Menü – Profil editieren und passenden Daten eintragen.

3. Denk an deine Follower

Du hattest einen Notschirmabgang oder eine ungewöhnliche Landung?

Wahrscheinlich kannst du davon ausgehen, dass dich jemand gesehen hat. Damit deine Liebsten nicht beunruhigt sind oder um Anrufe bei den Rettungskräften zu vermeiden können die folgenden Schritte helfen.

Empfohlene Schritte in der Situation

  • Melde dich sofort bei der Notrufzentrale und versichere ihnen, dass es dir gut geht.
  • Setze deinen Live Tracking Status nach 2-3 Minuten tief durchatmen auf “gut gelandet” (melde dich Umgehend unter +41 79 273 77 18 bei burnair falls das nicht möglich ist).

4. Tipps um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein

  • Anzeige deiner Koordinaten mit einem Klick auf dein blaues GPS Icon in der burnair Map, um die Koordination mit den Rettungskräfte zu vereinfachen

  • Nehme ein Erste-Hilfe Set gut erreichbar in deinem Gurtzeug mit

  • Informiere dich über Erste-Hilfe-Massnahmen und das Verhalten in Notfallsituationen

  • Speichere die Notfallnummer des jeweiligen Landes in deinem Handy ab

Mobilfunkempfang verbessern

  • Höhere gelegenen und hindernisfreien Ort
  • Akku muss stark genug sein – Powerbank mit Reserve dabei haben
  • andere elektronische Geräte ausschalten und Telefon evtl. aus- und einschalten
  • versuchen, per SMS einen Notruf abzusetzen

Alpines Notsignal nutzen

Altmodisch aber nützlich!

Man macht während einer Minute (streng genommen 50 Sekunden) alle zehn Sekunden, also sechsmal pro Minute, mit optischen und/oder akustischen Signalen auf sich aufmerksam. Dann folgt eine Minute Pause, darauf folgt wieder sechsmal pro Minute Pfeifen, Rufen, Winken, Blitzen oder Leuchten.

Tipp: Pfeife mitnehmen

Quelle: https://www.sac-cas.ch/de/die-alpen/im-notfall-auf-empfang-33257/

5. Du wirst gesehen!

Die burnair Map wird von bis zu 5000 Personen pro Minute gesehen, es geht typischerweise wenige Minuten bis wir oder eine externe Person uns über starke Sinkwerte bis zum Boden oder „ungewöhnliche“ Landungen informiert.

Echte Stories

Toplandung oder Absturz

Ein Gleitschirmpilot entscheidet sich nach einem Streckenflug für mehrere Toplandungen.

Der Pilot bekommt in kurzer Zeit 5 Anrufe von Freunden, ob alles in Ordnung sei.

Learning

Diese Geschichte zeigt schnell, wie viele Personen einen beobachten können und das es zu empfehlen ist nach einer Landung den Status auf „gut gelandet“ zu setzen.

Vermisste Person ohne Live Tracking

Wir verbrachten Stunden in Zusammenarbeit mit den Behörden, um in unseren Daten vermisste Piloten zu finden –  leider ohne Erfolg. 

Learning

In Verbindung mit Livetracking und den hinterlegten persönlichen Daten in der burnair Map können solche Situation vermieden werden.

Notschirm Abgang 

Ein Mitarbeiter von burnair hat zufällig direkt am Live Tracking ungewöhnliche Sinkwerte und Flugpfade gesehen. Wir haben den Piloten durch seine hinterlegten Kontaktdaten via Handy kontaktiert und sofort eine Antwort erhalten. burnair hat dann den Notruf angerufen und den Pilot als “gut gelandet” kommuniziert. Zum Abschluss ein erneuter Rückruf an den Piloten nach 15 Minuten, um zu sehen, ob alles gut ist.

Learning

Der Pilot hat alles richtig gemacht. Bei korrekt hinterlegten Daten können wir dir helfen.

Sehr hohe Sinkwerte bis in den Wald

Von einem Beobachter des burnair Map Livetracking haben wir die Info über starke Sinkwerte bis zum Boden erhalten.

Wir haben versucht die Person zu kontaktieren – ohne Erfolg. Wir haben uns entscheiden die Rettung zu alarmieren. Zeitgleich im Gespräch mit der lokalen Rettung, kam der Anruf des potenziell verunglückten Piloten hinein. Er hat sein Handy im Flug verloren und wollte dies mitteilen, um eine Rettungsaktion zu vermeiden.

Learning

Der Pilot hat alles richtig gemacht, zudem zeigen solche Geschichten wieder wie viele Personen täglich unsere Flüge beobachten und ungewöhnliche Situationen sehen und melden.

 

Grosse Probleme OGN / FLARM Live Tracking Abdeckung und Kollisionsvermeidung

Was ist passiert?

FLARM hat per 14. März 2024 um 02:00 die Art wie FLARM Positionspakete übermittelt werden geändert.

Diese neue Art von Positionspaket ist inkompatibel mit allen – nicht aktuell gehaltenen – FLARM Geräten; inklusive aller FLARM Bodenstationen (OGN, Open Glider Network); FANET ist davon nicht betroffen.

Deutlich schlechtere Abdeckung des Live Trackings

Das OGN hat die Empfänger wo direkter Zugriff besteht auf die Version 0.30.0 upgedatet – allerdings betrifft das nur einen Bruchteil der Bodenstationen (siehe diese Karte, alle mit einem grünen Punkt sind aktuell).

Die Live Tracking Abdeckung ist demzufolge „über Nacht“ massiv schlechter geworden.
Dies betrifft alle FLARM Geräte.

Nebst der schlechteren Abdeckung, hat es in der Version 0.30.0 der OGN Bodenstationen noch Fehler welche horizontale und vertikale Sprünge in den Daten verursacht. Eine neue Version ist bereits in Arbeit.

Effekt auf gewisse Geräte

Geräte welche nicht zu 100% den FLARM Standards entsprechen, senden somit ab sofort inkompatible FLARM Pakete und werden so von anderen FLARM Teilnehmern (z.B. Helikopter, Segelflugzeuge und Bodenstationen) gar nicht mehr gesehen.
Dies betrifft (Liste nicht abschliessend):

  • XC Tracer Maxx II
  • XC Tracer Mini V
  • Und alle „self made“ FLARM Geräte

Geräte welche zusätzlich FANET aussenden (z.B. XC Tracer Maxx II, XC Tracer Mini V) sind davon leicht weniger betroffen – da es ausschliesslich FLARM betrifft.

Update 18. März 2024: XC Tracer arbeitet mit Hochdruck an der Lösung – ein Firmware Update wird nötig sein.

FANET

FANET ist von dieser Änderung nicht betroffen – FANET Geräte senden weiterhin Daten und werden auch von den OGN und burnair FANET Bodenstationen empfangen.

Unsere Empfehlung

  1. Schaltet das (kostenlose) burnair Map App Live Tracking ein (oder mit der burnair Go App)
  2. Clubs / Vereine sollten jetzt die Chance ergreifen um eine burnair FANET Bodenstationen zu installieren – wir unterstützen den Kauf mit einem einmaligen Sponsoring Beitrag für stark frequentierte Flugregionen

Empfehlung für OGN Bodenstationsbetreiber

Die Bodenstation ist dringest auf die neuste Version upzudaten.

Geräte die vom Problem weniger betroffen sind

Solange Geräte funktionierende SIM Karten haben, ist das Problem weniger kritisch da sie Positionsdaten trotzdem an burnair oder ans OGN übermitteln.

Beispiele für solche Geräte

  • Skytraxx 4.0
  • Skytraxx 5.0
  • Naviter Oudie N (mit SIM Karte)
  • Naviter Omni (mit SIM Karte)
  • Flymaster Live C
  • Flymaster Live DS

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