7 Tipps um im Frühling besser Gleitschirm zu fliegen

Mit einer Anregung von Chrigel Maurer

Die Frühlingssonne strahlt dir ins Gesicht, die ersten Vögel kreisen über dem Startplatz. Du startest, drehst in die Thermik ein, steigst hoch und geniesst die Aussicht über die noch schneebedeckten Bergen.

Gerne möchten wir in diesem Beitrag die Besonderheiten der Thermik zu Beginn der Saison näher beschreiben und dir Handwerkszeug für den nächsten Thermiktag mit auf den Weg geben. Hier sprechen wir je nach Region von Mitte Februar bis Mai. 

Hoch über dem Tessin

1. Wähle das richtige Fluggebiet

Ein gutes Frühlings Gebiet sollte für uns mindestens folgende Punkte beinhalten: 

  • Südost bis Südwest ausgerichtete Startplätze
  • Nadelbäume oder schneefreies Flachland als Heizfläche
  • gute Arbeitshöhe, mit ausreichender Kollektorfläche

Highlights:

  • Nebelhorn
  • Hochfelln
  • Brauneck

Highlights:

  • Bezau
  • Emberger Alm
  • Brauneck

Highlights:

  • Fanas
  • Fiesch
  • Mornera
  • Weissenstein

Highlights:

  • Bassano
  • Kronplatz
  • Levico Therme
  1. Geh innerhalb der burnair Map App auf die Ebene Startplätze und drücke auf das Filter-Icon
  2. Dort scrollst du runter und drückst auf „Frühling“ im Abschnitt Jahreszeit

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2. Fliege über Nadelwälder

Warum im Frühling es über den Bäumen besser steigt als im Sommer

In den Alpen dienen uns zu Beginn des Frühlings hauptsächlich die Nadelbäume als Heizfläche, da der Schnee oft noch lange am Boden liegt. Dagegen zeichnen sich die Fluggebiete der Südalpen nahe dem Flachland schon oft mit einem schneefreien Gelände aus.

Der Grund, warum im Frühling es über den Nadelwälder besser steigt, ist die reduzierte Verdunstungsrate, folglich kann die Energie der Sonne die Bäume einfacher erwärmen.

Im Sommer enthalten die Nadeln und Blätter deutlich mehr Feuchtigkeit. Die Energie der Sonne muss zuerst dieses Wasser in den gasförmigen Zustand bringen. Dies kostet Energie und die Bäume erwärmen sich im Gegensatz zum Frühling nicht so gut. Zudem sind die Nadeln der Bäume im Winter und im Frühling dunkler, was der Thermikbildung entgegenkommt.

Aufgepasst: In unseren Thermikmodellen wird der Schnee auf den Bäumen nur statistisch berücksichtigt. Schaue schnell auf die Webcam des Fluggebietes deiner Wahl und los geht’s.

Webcams innerhalb der burnair Map zeigen das aktuelle Bild und wann dieses Bild entstanden ist (z.B. vor 6 Minuten).

  1. Geh innerhalb der burnair Map App auf die Ebenen-Auswahl
  2. Dort scrollst du runter bis in den Abschnitt „Meteo“
  3. Dann aktivierst du die Ebene „Webcams (Windy)“

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Im Frühling über dem Schiltgrat (Berner Oberland)

3. Am optimalen Hang fliegen

Es ist wichtiger am richtigen Ort zu sein als das richtige zu machen

Chrigel Maurer

Der optimale Hang

  1. Möglichst ein 90° Einfallswinkel der Sonne

    Im Frühling hauptsächlich an den Süd bis Südwesthängen

  2. Grösste Heizfläche finden

    Der Bereich des Waldes der am meisten Thermik erzeugt

  3. Windgeschützter Bereich

    Wo Thermik sich ungestört bilden kann

  4. Windexponierte Hänge meiden

    Thermik kann sich nicht in Ruhe bilden und ist umgangssprachlich „verblasen„ 

  5. Abrisskanten erkennen

    Im Frühling ist oft die Schneegrenzen die markanteste Abrisskante 

Innerhalb der burnair Map können die statistischen Thermik Hotspots pro Saison / Uhrzeit angezeigt werden.

  1. Geh innerhalb der burnair Map App auf die Ebenen-Auswahl
  2. Dort scrollst du runter bis in den Abschnitt „Thermik & XC“
  3. Dann aktivierst du die Ebene „Thermikkarte (KK7)“
  4. Dann klickst du auf den Filter und wählst Saison „Frühling“ und Tageszeit „Nachmittag“

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Tipp

In der burnair Go App werden dir im Flug jederzeit die korrekten Thermik Hotspots angezeigt!

Die Thermikkarte zeigt die Wahrscheinlichkeit, an einem gewissen geografischen Punkt mit dem Gleitschirm eine Thermik zu finden. Die Daten basieren ausschliesslich auf echten Flügen, werden regelmässig aufdatiert und nutzen keine Modelldaten.

4. Konsultiere regelmässig die Thermikprognosen

Geniesse mehr Zeit in der Luft

Die Tage werden länger und der Sonnenstand steiler , das begünstigt die Entstehung von Thermik. Ein Blick in die Thermikprognose lohnt sich. Es muss nicht warm sein, es braucht eine Temperaturdifferenz, eine Heizfläche und einen guten Gradienten. Die Thermikprognosen geben hierfür einen sehr schnellen Überblick.

Im Frühling ist der Gradient oft hoch, aber die Heizflächen sind klein. 

burnair Map Thermikprognose für einen Frühlingstag

Wenn es im Tal 10° hat und 0° am Startplatz (1000 m Höhendifferenz). Dann besteht ein sogenannter Gradient von 1,0. Pro hundert Meter sinkt die Temperatur um 1 Grad in der Höhe. Dies ist ein hoher Temperaturunterschied. Hier spricht man auch von hoher Labilität. Ein starker Temperaturgradient von 0,9 bis 1,2 spricht man von labilen Tagen, sprudelnder starker Thermik. Im Bereich 0,6 bis 0,8 sprechen wir von guter Thermik, diese ist organisiert und angenehm. Ab 0,5 bis 0,3 ist die Thermik sehr schwach. Dies ist spannend zum Üben, da diese Tage nicht sehr fehlerverzeihend sind. Ist der Gradient bei 0, sprechen wir von Isothermie und unter 0 von einer Inversion. 

Warum steigt es trotz kleiner Heizflächen so gut?

Aufgrund des hohen Gradienten, braucht es sehr wenig zusätzliche Energie von der Sonne, um einen Temperaturvorsprung zu erzeugen. Deswegen reicht der Wald als kleine Fläche aus. Den genauen Gradienten kannst du im burnair Previtemp lesen.

Die Sonne erwärmt die Bäume und diese erwärmen die Umgebungsluft. Das erwärmte Luftpacket hat dann eine geringere Dichte als die umgebende Luft und ist somit leichter. Sie möchte aufsteigen und kühlt sich in der Höhe ab. Die Thermik steigt so lange auf, bis die Temperatur der Umgebungsluft sich nicht mehr von der Temperatur der Thermikblase unterscheidet. Folglich besteht dann kein Temperaturvorsprung mehr.

Das ist ein simpler Grund, warum unser Sport überhaupt möglich ist. So einfach und doch so wunderschön.

Und dies ist nur ein Teil dessen, was den Aufstieg einer Thermikblase tatsächlich ausmacht. Für die Nerds unter uns hat Lucian Haas einen spannenden Artikel über die moderne Thermik Theorie geschrieben. https://lu-glidz.blogspot.com/2017/09/die-drei-thermiktreiber.html

1   Tagesstruktur

  • in verschiedenen Farben ist das Flugwetter dargestellt

2 Wolken in drei Stockwerken

  • keine Wolken

3  Bildwetter

  • sonnig

4   Legende der Thermikstärke

  • Farben zeigen die prognostizierten Steigwerte

5   Vertikale Darstellung der Thermik

  • Steigwerte von 0,5 – 1 m/s

6  Inversionen

  • auf 2800m

7 Vertikale Darstellung des Windes

  • unter der Inversion kaum Wind, ab 3000m Südost Strömung und ab 4000m eine Ostströmung

5. Suche die Thermik weiter Richtung Tal oder Flachland

Warum es je nach Tag keine dominante Abrisskante, wie Bergspitzen oder die Schneegrenze braucht

Der Begriff „ sprudelnde Mineralwasser Thermik„ oder „fizzy days„ wird in Zusammenhang mit dem Frühling genannt. Auch an labilen und feuchten Tagen kann diese Art der Thermik entstehen. 

Durch die hohe Labilität braucht es nur wenig Energie der Sonne und eine geringe Veränderung der Topographie, dass die Luft am Hang aufsteigt. Hier sprechen wir von Tagen mit einem Temperaturgradienten von mehr als 0,8 Grad pro 100 Meter. Dadurch kann die Thermik stark und klein sein.  Bildlich kann man sich das gut wie sprudelndes Mineralwasser vorstellen. 

Beispiel für eine labil sprudelnde Frühlingsthermik, die sich theoretisch weiter im Tal befinden kann. (rot Thermikblasen, gelb Einstrahlwinkel der Sonne)

Im Bereich von einem Gradienten von 0,8 bis 0,6 Grad pro 100 Meter ist die Thermik angenehmer. Für diese „gute„ Thermik, braucht die Luft etwas länger zum erwärmen, damit sie einen Temperaturvorsprung erzeugt. In dieser Zeit erwärmt sich eine grössere Menge an Luft. Ist der Temperaturvorsprung erreicht, steigt das leichtere Luftpaket als Thermik grossflächig auf und wird als angenehm empfunden. Das kann natürlich auch im Frühling vorkommen.

An feuchten Tagen ist die Thermik angenehmer als an trockenen Tagen aufgrund des höheren Wasserdampfgehalts in der Luft. Der Wasserdampf hilft, die warme Luft aufzusteigen und die Thermikströmungen zu stabilisieren. An feuchten Tagen ist die Luft also weicher und gleichmäßiger, was für das Gleitschirmfliegen angenehmer ist. An trockenen Tagen hingegen kann es zu Turbulenzen und ungleichmässigen Thermikströmungen kommen, was für das Gleitschirmfliegen unangenehmer ist. 

der burnair Previtemp für Faido, CH vom 12.02.2023 zeigt eine sehr labile Schicht (rote Umrandung). Hier erwarten wir eine sprudelnden, steigfreudige und anspruchsvolle Thermik.

6. Engere und präzise Kreise drehen

Die Thermikblasen haben im Frühling eher einen kleineren Durchmesser

Im Zusammenhang mit den kleinen „sprudelnden Thermiken` kommt die Fähigkeit in das Spiel, deinen Thermikkreis der Thermikgrösse anzupassen. Die Tasse (dein Thermikkreis) muss auf den Unterteller (Thermikgrösse) passen. Engere Kreise zu fliegen ist oft Lohnenswert.

Zudem kann es dazu kommen, dass du in einer wortwörtlichen Thermikblase fliegst und nicht in einem Schlauch mit stetigen Nachschub an warmer Luft. Fällst du aus der Thermik raus und du zentrierst wieder nach kann es sein das die Blase über dir wegsteigt und du folglich sinkst. In dem Fall gibt es zwei Optionen: 

  • wieder auf die nächste Thermikblase am gleichen Ort warten und langsam sinken
  • den Ort wechseln, um deine Chance zu erhöhen, eine Thermikblase auf deiner Höhe zu finden

Für jede Thermik gibt es die passende Technik

7. Den Schirm aktiv über dem Kopf halten

Wie du in der Thermik besser steigen kannst

Es gibt Piloten, die in der gleichen Thermik auf magische Weise Kreis für Kreis immer höher steigen als man selbst.  

Ein aktiver Flugstil, der den Bedingungen angepasst ist, ist hier gefragt. Das Timing muss stimmen und die Dauer des Impuls ist auch entscheidend. 

Wird diese Regel befolgt, ist das Ergebnis weniger Energieverlust in Form von Eigensinken und somit steigst du besser in der Thermik. Ein störungsfreies kreisen ohne Nicken,Pendeln und Gieren findet seine Anwendung. Kelly Farinas beschreibt diese Technik als Goldene Regel und beschreibt es in seinem Buch:

„Unabhängig davon, wie sich der Schirm bewegt, muss der Pilot dafür sorgen, dass er so gleichmässig und konstant wie möglich durch die Luft gleitet“

Der „perfekte Carve“, wie beim Skifahren

Drei Tipps um besser aktiv fliegen zu lernen

  1. Lerne die goldene Regel von Kelly Farina kennen. Wärmstens können wir sein Buch Paragleiten – Wie ein Meister dazu empfehlen
  2. burnair Artikel lesen – 5 Tipps um deine Fähigkeiten im Winter zu verbessern
  3. Greg Hamerton erklärt in diesem Video sehr schön, wie ein aktiver Flugstil im besten Fall anzuwenden ist und zugleich trainiert werden kann.  (Englisch) Tipp: Untertitel in deutsch in den Einstellungen.

Verbessere deine Fähigkeiten auf einer burnair Gleitschirmreise

Mit deinem Gleitschirm neue Länder und Fluggebiete aus der Luft entdecke

Thermikfliegen, Streckenfliegen, Groundhandling, Theorie, Coaching – die wohl vollkommensten Gleitschirmreisen. Gemeinsam besuchen wir verschiedene Fluggebiete, fliegen bis die Sonne untergeht und erfreuen uns am Abend an gutem Essen und interessanten Gesprächen. Jeder Tag beinhaltet auch Theorieblöcke sowie Meteo- und Streckenflugbriefing. Aufgrund der kleinen Gruppen ist es möglich, auf individuelle Themen einzugehen und mittels Coaching zu verbessern.

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